Patienten-Informationstext zum Thema Adipositas von Dr. med. Andreas Frahnow

1.Übergewicht und Adipositas sind keine Tabuthemen!

Übergewicht und Adipositas sind ernsthafte Gesundheitsprobleme, die ungefähr jeden 2. Erwachsenen in Deutschland betreffen (Eurostat, 2019). Übergewicht bedeutet, dass man mehr Körperfett hat, als für die eigene Gesundheit gut ist (BMI>25). Adipositas ist eine noch stärkere Form von Übergewicht, die das Risiko für viele Krankheiten erhöht (BMI>30).

2.Psychologische Belastungen durch Übergewicht und Adipositas

Übergewicht und Adipositas können nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern auch die psychische Gesundheit beeinträchtigen. Viele Menschen, die übergewichtig oder adipös sind, leiden unter einem geringen Selbstwertgefühl, Depressionen, Angstzuständen, Essstörungen oder sozialer Isolation. Sie können sich auch diskriminiert, stigmatisiert oder gemobbt fühlen, was ihre psychische Belastung noch verstärkt.

Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass Übergewicht und Adipositas keine Charakterschwächen oder Schuldfragen sind, sondern komplexe Gesundheitsprobleme, die professionelle Hilfe erfordern. Hierfür arbeiten wir mit unseren Psychologen/Psychiatern und Ökotrophologen/Ernähungsberatern am Stephansplatz zusammen und können unkompliziert vermitteln.

3.Ursachen von Übergewicht und Adipositas

Neben einem Ungleichgewicht zwischen der Energie, die man durch Essen und Trinken aufnimmt, und der Energie, die man durch körperliche Aktivität und Stoffwechsel verbraucht, gibt es noch andere wichtige Faktoren, die zu Übergewicht und Adipositas beitragen können. Zum Beispiel:

  • Genetik: Manche Menschen haben eine Veranlagung, leichter zuzunehmen als andere. Hierbei unterscheidet man zwischen polygenetischen und monogenetischen Urachen, wobei die monogenetischen Erkrankungen weitaus seltener anzutreffen sind. Bei der überwiegenden Anzahl der Betroffenen kann von polygenetischen also multifaktoriellen Ursachen, als Einflussfaktoren ausgegangen werden:
  • Mikrobiom: Die Gesamtheit der Mikroorganismen, die den Darm besiedeln, spielt ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Gewichtsregulation. Konkrete Maßnahmen in diesem Breich sind noch Gegenstand der aktuellen Forschung.
  • Medikamente: Manche Medikamente, wie zum Beispiel Antidepressiva, Steroide oder Diabetesmittel, können als Nebenwirkung eine Gewichtszunahme verursachen.
  • Lebensstil: Ein ungesunder Lebensstil, der wenig Bewegung, viel Stress, unregelmäßige Mahlzeiten, zu viel Kohlenhydrate, Fast Food, Alkohol und gesüßte Getränke umfasst, kann zu Übergewicht und Adipositas führen.
  • Umwelt: Die Umgebung, in der man lebt, kann das Essverhalten und die körperliche Aktivität beeinflussen. Zum Beispiel kann es schwieriger sein, gesund zu essen oder Sport zu treiben, wenn man in einer Gegend mit wenig Grünflächen, hohem Verkehrsaufkommen oder wenig gesunden Angeboten lebt.
  • Hormonelle Störungen oder Veränderungen können ebenfalls den Stoffwechsel und den Appetit und somit auch das Gewicht beeinflussen. Zu den häufigsten endokrinen Erkrankungen gehören in diesem Zusammenhang:
    • Schilddrüsenfehlfunktionen (Hypo- und Hyperthyreose): Die Schilddrüse produziert zu wenig Schilddrüsenhormone, die für die Regulierung des Energieverbrauchs und der Körpertemperatur wichtig sind. Eine Schilddrüsenunterfunktion kann zu einer verminderten Stoffwechselrate, einer geringeren Wärmeproduktion, einer erhöhten Wassereinlagerung und einer Gewichtszunahme führen. Aber auch eine Überfunktion der Schilddrüse kann bei wenigen Patienten aufgrund der appetitsteigernden Wirkung zu einer Gewichtszunahme führen.
    • Cushing-Syndrom (Hypercortisolismus): Der Körper produziert zu viel Cortisol, ein Stresshormon, das den Blutzucker, den Blutdruck und die Entzündungsreaktionen beeinflusst. Ein erhöhter Cortisolspiegel kann zu einer gesteigerten Appetit, einer vermehrten Fettansammlung im Bauchraum, einem Abbau von Muskelmasse und einer Gewichtszunahme führen.
    • Polyzystisches Ovar-Syndrom (PCOS): Die Eierstöcke produzieren zu viel männliche Hormone (Androgene), die den Eisprung, die Menstruation und die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. PCOS kann zu einer Insulinresistenz, einer gestörten Blutzuckerregulation, einer vermehrten Fettansammlung im Bauchraum, einem Haarwuchs im Gesicht und am Körper und einer Gewichtszunahme führen.
    • Testosteronmangel bei Männern (Hypogonadismus): Die Hoden produzieren zu wenig Testosteron, das für die Entwicklung der männlichen Geschlechtsmerkmale, die Muskelmasse, die Knochendichte und die Libido wichtig ist. Ein Testosteronmangel kann zu einer verminderten Muskelmasse, einer erhöhten Fettmasse, einer erektilen Dysfunktion, einer Depression und einer Gewichtszunahme führen.

Hormonelle Ursachen sind zwar insgesamt selten (ca. 5 Prozent aller Betroffenen), sollten aber in der Basisdiagnostik ggfs. auch mit weiterführenden spezifischen Testverfahren, die wir bei uns in der Praxis am Neuen Wall anbieten, abgeklärt werden.

Die Diagnose einer hormonellen Erkrankung erfordert zudem eine gründliche Anamnese, eine körperliche Untersuchung und eine Blutuntersuchung, um die Hormonspiegel zu bestimmen.

4.Therapieoptionen bei Übergewicht und Adipositas

Je nach Art und Schweregrad der Erkrankung kann eine Hormonersatztherapie, eine medikamentöse Therapie oder eine operative Therapie angezeigt sein, um die Hormonbalance wiederherzustellen und die Symptome zu lindern.

Die Therapie einer hormonellen Erkrankung kann auch zu einer Gewichtsreduktion beitragen, indem sie den Stoffwechsel und den Appetit normalisiert. Allerdings reicht dies meist nicht aus, um ein gesundes Körpergewicht zu erreichen. Daher ist es wichtig, die hormonelle Therapie mit einer Basistherapie zu kombinieren, die eine kalorienreduzierte Ernährung, eine regelmäßige körperliche Aktivität und eine Verhaltensänderung umfasst.

Wenn die Basistherapie und die hormonelle Therapie nicht zu einer ausreichenden Gewichtsreduktion führen, können zusätzlich medikamentöse Therapieoptionen in Betracht gezogen werden. Die medikamentöse Therapie zielt darauf ab, den Appetit zu hemmen, die Sättigung zu erhöhen, die Fettaufnahme zu verringern oder die Energieverbrennung zu steigern. Aktuell sind in Deutschland die verschreibungspflichtigen Medikamente Liraglutid 3,0 mg und Semaglutid 2,4 mg zur Gewichtsreduktion zugelassen. Diese Medikamente können zu einer Gewichtsabnahme von 5 bis 15 % führen, müssen aber langfristig eingenommen werden und können Nebenwirkungen haben.

Dr. med. Andreas Frahnow

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